Goldrausch

Die größten Profiteure eines Goldrauschs sind nicht die Goldsucher, sondern die Lieferanten der notwendigen Dinge, die man zur Goldsuche benötigt. Auch heute entwickeln sich immer wieder Goldräusche, sie werden allerdings eher als Fieber oder Hype bezeichnet. Machen Sie sich den Ablauf klar, um sich auf die Seite der Profiteure stellen zu können. Wer einen Goldrausch frühzeitig erkennt, hat große Chancen davon zu profitieren.

Was ein Goldrausch ist, ist klar. Schließlich gab es die letzten 200 Jahre eine ganze Reihe davon in den USA, Kanada, Südafrika, Australien und Neuseeland. Einige davon wurden sogar detailliert beschrieben, als Buch oder Film. Erinnern Sie sich beispielsweise an Jack Londons “Lockruf des Goldes”?

Das Grundmuster

Wenn Sie diese Goldräusche betrachten, so werden Sie erkennen, dass sie immer wieder nach dem selben Muster ablaufen: Gerüchte um großartige Gewinne beflügeln die Phantasie der Menschen. Davon getrieben richten diese ihre Aufmerksamkeit immer stärker auf das Thema, und in gleichem Maße steigt auch ihre Bereitschaft etwas zu riskieren, d.h. Geld zu investieren, um den ersehnten großen Gewinn zu erlangen. Parallel dazu etablieren sich die Anbieter, die bei der Zielerreichung behilflich sind. Im Falle des Goldrauschs sind es die Transporteure, die Ausrüster, die Wohnungsanbieter, die Lebensmittelverkäufer – sie alle freuen sich über eine rege Nachfrage ihrer Angebote, die ihnen erlaubt, ihre Preise hochzuhalten.

Transportiert man den Goldrausch in unsere Zeit, merkt man sofort, dass dieser noch immer nach dem gleichen Prinzip abläuft. Natürlich wird heute nicht mehr nach wertvollem Edelmetall geschürft: Heute steckt man sich vielmehr mit dem Börsenfieber an, wird Teil einer Spekulationsblase oder fällt auf andere, viel versprechende Geschäftsmodelle herein.

Betrachten Sie das Platzen der Dotcom-Blase. 1997 ging dieser die Abtrennung eines neuen Segments der Deutschen Börse voraus, dem “Neuen Markt”. Zum damaligen Zeitpunkt war die Euphorie um die “New Economy” riesig. Alle Medien berichteten auf allen Kanälen. Das damals geschürte Interesse an diesem Thema mischte die komplette Medienwirtschaft auf. Im Fernsehen wurden Börsensendungen etabliert, die Wirtschafts- und Finanzberichte erhielten einen höheren Stellenwert, viele neue Zeitschriften und Sendungen wurden geschaffen. Neue Firmen boomten. Sie wurden zunächst vollgestopft mit Wagniskapital, um sie dann an die Börse zu bringen, wo sie anfangs zu Werten gehandelt wurden, die jeglicher Vernunft widersprachen. Selbstverständlich gab es dabei auch einige wenige Firmengründer und Anleger, die einen Reibach machten. Denn ohne sie hätte man diese Geschichte ja soweit nicht treiben können. Man brauchte diese über Nacht zu Millionären gewordenen Vorzeigeunternehmer und Anleger. Die meisten jedoch standen am Ende der Blase mit insolventen Unternehmen oder wertlosen Anteilscheinen da. Sie waren schlussendlich diejenigen, die die ganze Blase bezahlten.

Zu den Gewinnern dieses Goldrauschs zählten also in erster Linie die Banken und auch die Medien sowie all diejenigen, die sich auf deren Seite geschlagen hatten. Die Verlierer waren die erfolglosen Existenzgründer und Aktienanleger, die zum falschen Zeitpunkt auf den Zug aufsprangen und den Absprung nicht rechtzeitig mehr schafften. Als Katalysatoren dienten die wenigen erfolgreichen Unternehmer und Anleger, unterstützt durch Prominenz, die ihr gutes Image einsetzte. Mit Ihnen wurde die Story, sprich der Rausch, aufgebaut und am Laufen gehalten. Die Story baut übrigens meistens auf dem gleichen Traum auf, nämlich reich zu werden.

Dieses eine Beispiel reicht aus, um das Grundmuster eines Goldrausches zu verstehen: Es gibt dabei Gewinner, Verlierer, Katalysatoren und eine Story. Die Gewinner liefern die Dinge, die die Verlierer brauchen, um an das Ziel der Story zu kommen, an die sie deshalb glauben, weil es ihnen aufgrund der Katalysatoren einleuchtend erscheint.

Nicht jeder Rausch ist offensichtlich

Mit etwas Phantasie kann man diese Methode “Goldrausch” auch auf Themen übertragen, die einem im ersten Moment dabei nicht einfallen mögen: Denken Sie an die “globale Klimaerwärmung”: Die Story lautet dabei: Wenn Du Dich richtig verhälst, kannst Du den Planeten und damit Dich und deine Nachkommen vor der Katastrophe retten. Die Katalysatoren sind all diejenigen, die einem plausibel die vermeintliche Wirkungsweise des Klimawandels und dessen schädliche Folgen erklären. Die Gewinner sind diejenigen, die die Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel anbieten: spritsparende Autos, gedämmte Häuser, klimaneutrale Produktionsmethoden usw. Die Verlierer sind die normalen Konsumenten, die daraufhin ihre alten funktionierenden Glühbirnen wegschmeißen, um sich stromsparende LEDs in die Fassungen zu schrauben, die ihre Häuser für tausende von Euros sanieren lassen, um Heizkosten zu sparen etc.

Zugegeben, über diese Sichtweise kann man sicherlich diskutieren: Gibt es hier tatsächlich Verlierer? Hier geht es aber lediglich darum aufzuzeigen, wie die Methode auch auf nicht offensichtliche Entwicklungen projiziert werden kann. Mit anderen Worten, die Methode kommt auch da zum Tragen, wo es nicht sofort durchscheint, dass es Gewinner und Verlierer gibt, oder das Öl in das Story-Feuer gegossen wird, um deren Wirkung auf den einzelnen zu erhöhen.

Denken Sie vor diesem Hintergrund auch an Themen wie Altersarmut, Rentenlücke, Terrorismus, Vogelgrippe. Das sind alles Themen, die man nach dieser Methode analysieren kann, gleichgültig, was der eigentliche Grund für deren Entstehung ist.

Um also künftig selbst von einem Goldrausch profitieren zu können, sollten Sie sich zunächst einmal diese Methode ins Bewusstsein rufen. Mit diesem Wissen sollten Sie in regelmäßigen Abständen ihre Umwelt betrachten, um möglichst früh zu entdecken, wo sich eine neue Story entwickelt. Denn je früher Sie eine solche Story erkennen, desto eher können Sie sich als Gewinner, sprich Lieferant, etablieren und desto mehr Zeit bleibt Ihnen, bevor Sie, aufgrund des dem Rausch folgenden Katers, wieder aussteigen müssen. Ist eine Story erkannt, stellt sich zunächst die Frage nach deren Intensität, denn je mehr Vorteile eine Story in Aussicht stellt, desto mehr Geld lässt sich schließlich auf der Gewinnerseite damit verdienen. Beispielsweise steigt das Geldvolumen der einzelnen Lottoziehungen in dem Maße, in dem der Jackpot angestiegen ist. Je mehr es zu gewinnen gibt, desto mehr Leute spielen mit. Des weiteren sollten Sie sich überlegen, welche Dinge es zum Erreichen des in Aussicht gestellten Ziels benötigt. Diese Dinge sind das, womit Sie sich als Lieferant positionieren und gegebenfalls Gewinn erzielen können.

Fazit

Die Methode Goldrausch gilt nach wie vor. Sie ist offensichtliche Grundlage vieler wirtschaftlicher Entwicklungen, kommt aber oft auch versteckt zum Tragen. Mit dieser Erkenntnis können Sie ihre Umwelt analysieren, um einen bevorstehenden Hype frühzeitig zu erkennen und sich auf der richtigen Seite zu positionieren.

 

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